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„Die Frauenquote hat mich aus der Altersarmut gerettet“

Interview mit Otto Pachulke über die Frauenquote in Aufsichtsräten

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Noch immer hat die Geschlechtergerechtigkeit einen schweren Stand in der Unternehmenswelt. Frauen sind in Führungspositionen noch immer stark unterrepräsentiert. Seit dem 1. März 2016 gilt nun das Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst. Das MORGENGAGAZIN spricht darüber mit Otto Pachulke, der auf Grundlage dieses Gesetzes mehrere Aufsichtsratsmandate in der Metall- und Elektroindustrie übernehmen konnte.

MORGENGAGAZIN: Guten Morgen, Herr Pachulke. Wie konnten Sie als Mann auf Grundlage der Frauenquote mehrere Aufsichtsratsmandate erhalten?

Guten Morgen. Da muss ich sie gleich korrigieren. Ich bin jetzt kein Mann mehr, sondern eine Frau.

MORGENGAGAZIN: Aber Sie haben doch einen ausgesprochen männlichen Namen. Und mit ihrem Bart sehen Sie doch auch recht männlich aus.

Nunja, geboren wurde ich tatsächlich 1940 als Mann. Erst vor einigen Monaten habe ich erkannt, dass ich mich eigentlich als Frau fühle, obwohl ich anatomisch natürlich noch ein Mann bin. Auf Grundlage des Transsexuellengesetzes habe ich dann die personenstandsrechtliche Zuordnung von „Mann“ in „Frau“ ändern lassen. Meinen Vornamen Otto habe ich allerdings behalten, da ich mir auch als Frau nicht vorschreiben lassen möchte, wie ich mich zu nennen habe. Als Frau öffneten sich für mich ganz neue berufliche Perspektiven. So bin dann zu mehreren Aufsichtsratsmandaten in der Metall- und Elektroindustrie gekommen, die aufgrund der Frauenquote nach dem Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen von Frauen besetzt werden müssen. Das hat mich dann nicht nur aus der Altersarmut gerettet, sondern auch ganz neue berufliche Perspektiven eröffnet. Mit über 70 Jahren ist es ja recht schwer, noch eine gut bezahlte Stelle zu finden. Zumal dann, wenn man keine richtige Ausbildung hat und auch sonst nichts kann. Da ist es nun natürlich schön, dass ich nun durch meine acht Aufsichtsratsmandate Einkünfte von über drei Millionen Euro im Jahr habe.

MORGENGAGAZIN: Das ist natürlich sehr schön für Sie, dass Sie nun als Frau in ihrem Alter noch eine ganz neue berufliche Perspektive gefunden haben. Wie hat denn Ihre Frau darauf regiert, als Sie vor einigen Monaten beschlossen hatten, Ihren Geschlechtseintrag im Personenstandsverzeichnis in „Frau“ zu ändern?

Nunja, ich bin seit über vierzig Jahren mit meiner Frau Heidi verheiratet. Für sie war es natürlich ein Schock, dass sie nun in einer gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft lebt. An unserem Zusammenleben hat sich aber eigentlich nichts geändert. Mal abgesehen von unseren drei neuen Häusern und den vielen Luxusreisen.

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